Eine neunundvierzigste Kurzgeschichte – Traktor

Dass ein im Fussball tätiger Verein mit «FC» beginnt, ist logisch und konventionell. Ein bisschen origineller sind Zusätze wie «Fortuna» oder «Eintracht» oder «Viktoria» oder «Wacker». Ebenfalls verbreitet, aber bereits weniger klar ist «VfL», was steht für «Verein für Leibesübungen» – erinnert ein wenig an Jack Günthard und Jane Fonda.


Ich war immer schon Fan von diesen Ostblock-Bezeichnungen: Spartak, Partizan, ZSKA, Zenit, Traktor, Dynamo, Lokomotive, Rotor. Zeitlose Ikonen.

Was umgekehrt völlig daneben, und glücklicherweise in unserem östlichen Nachbarland bloss eine kürzere Episode war: den Geldgeber im Clubnamen aufzuführen. SC Eduscho Eisenstadt, Komm&Kauf Vorwärts Österreich (FC Steyr), SV Marc’O Polo Ried, SK stabil Fenster Sturm Graz, SV Perlinger Naturprodukte Wörgl, …

Bei den Stadiennamen setzt sich diese Unsitte allerdings immer mehr durch. Der Schaffhauser LIPO Park, der St. Galler kyburnpark, die Luzerner Swissporarena - grauenvoll. Noch übler ist’s in Deutschland: der Signal Iduna Park in Dortmund (nein, Westfalenstadion!!), die Mercedes-Benz-Arena in Stuttgart (nein, Neckarstadion!!), das Schwarzwald-Stadion in Freiburg (nein, Dreisamstadion!!). Nahezu österreichisches Niveau erreicht die Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg (nein, Wedaustadion!!). Alle verkaufen sie ihr zuhause, ihr Stadion, ihre Seele an einen Geldgeber.

Der Betzenberg von Kaiserslauten heisst auch nicht mehr so. Zu Ehren von Fritz Walter, Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1954, wurde das Stadion an seinem 65. Geburtstag nach ihm umbenannt. Bei aller Sympathie für diese schöne, nicht-kommerzielle Geste – die Fans gehen immer noch auf den «Betze».

Wir hier in Tsüri brauchen keine trendy Umbenennungen zu fürchten. Ob Juchhof, Brunau, Herrenschürli, Looren, Lengg oder Hardhof. Da gibt es nichts zu verkaufen, auch wenn etwas originellere Namen nicht schaden würden. Einen Unberührbaren auf Stadtgebiet gibt es aber, weil es hier nichts zu verbessern gibt: Der FC Unterstrass tschuttet auf der kultigen «Steinkluppe» ©.


Beat Eberschweiler
FCW-Korrespondent
homeoffice, putzmunter

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